Mittlerweile sind sich alle einig, dass ein Rückbildungskurs nach einer Geburt eine wichtige Sache ist und die meisten Frauen* begeben sich kurz nach der Entbindung auf die Suche nach einem passenden Angebot. Jedenfalls nach dem ersten Kind – spätestens mit dem zweiten Kind kommen Überlegungen, ob man das aus organisatorischen Gründen nicht auch alleine machen könnte. Einige sehnen sich nach anstrengenderen Übungen, damit sie mal wieder zu etwas Sport kommen und wieder andere fragen sich, ob sie das Gezeigte denn direkt nach der Geburt schon wieder machen dürfen. In vielen Kursen treffen also unterschiedliche Bedürfnisse, auf verschiedene Ausgangssituationen und individuelle Möglichkeiten. Beginnen wir also mal von vorne, damit du am Ende eine Ahnung davon hast, wie du am besten von einem Rückbildungskurs profitierst.
Ziel eines Rückbildungskurses ist es, die physiologischen Rückbildungsprozesse nach einer Schwangerschaft und der Geburt zu begleiten und zu unterstützen. Es geht also um Übungen, die den Stoffwechsel anregen, die Atmung vertiefen, die Haltung korrigieren, den gesamten Körper mobilisieren und die Körperwahrnehmung schulen. Erstmalig soll der Beckenboden und das Bauchkapselsystem wieder stimuliert werden, was vorrangig über Wahrnehmungs- und Ansteuerungsübungen erreicht wird. Über die Dauer des Kurses sollte ein differenziertes Aktivieren des Beckenbodens ermöglicht werden. Unbedingt dazu gehört außerdem eine Wissensvermittlung zu den Rückbildungsprozessen und möglichen Komplikationen, Tipps und Übungen für den Alltag sowie der Austausch unter den Kursteilnehmer*innen über ihre individuellen Erfahrungen in einem geschützten Rahmen.
Im Fokus steht also: „Zurück zur Funktion“.
Ein Rückbildungskurs ist also nach jeder Geburt – auch bei 2. oder 5. Kind – wieder sinnvoll, da die Schwangerschaft, Geburt und einhergehende Verletzungen jedes Mal anders aussehen können und die physiologischen Rückbildungsprozesse natürlich jedes Mal stattfinden müssen.
Wann sollte ich mit einem Rückbildungskurs starten?
Du profitierst am meisten von einem Rückbildungskurs, wenn du ihn besuchst, während deine physiologische Rückbildung noch im
Gange ist, da jene ja durch den Kurs unterstützt werden soll und die Tipps dir helfen können Komplikationen in der Rückbildung zu vermeiden bzw. zu verringern. Im Klartext heißt das: im späten Wochenbett, ca. 4 Wochen nach der Geburt.
Bei starken Geburtsverletzungen, wie beispielsweise einem Dammriss 3./4. Grades, ist es empfehlenswert zuerst eine Einzeltherapie zur Rückbildung in Anspruch zu nehmen, da deine individuelle Situation in der Gruppe untergehen könnte. Außerdem könnte ein Rückbildungskurs für all diejenigen ungeeignet sein, die andere Grunderkrankungen oder Verletzungen am Bewegungsapparat haben, da auch jene in einer Gruppe zu wenig berücksichtigt werden können. Leistungssportler*innen und ähnlichen Berufsgruppen, die besonders individuelle Schwerpunkte bezüglich ihrer Rückbildung haben, ist ebenfalls eher zu einer Einzeltherapie zu raten. Bei Unsicherheiten solltest du immer ärztliche Rücksprache halten.
Sobald die Rückbildung abgeschlossen ist, würde man idealerweise in ein aufbauendes funktionelles Beckenbodentraining übergehen, mit dem Ziel eines spezifischen Kraftausbaus durch das Training unterschiedlicher Kraftqualitäten. Dies lässt sich gut mit der Kräftigung anderer Muskelgruppen kombinieren, hier kommen dementsprechend dann auch alle auf ihre Kosten, die sich nach „mehr Sport“ sehnen. Häufig wird hier „Rückbildungsyoga“, „Rückbildungspilates“ und ähnliches angeboten. Jene Angebote sind also aufbauende Kurse, für welche eine abgeschlossene Rückbildung Voraussetzung sein sollte. Starten kann man mit solchen Kursen und Trainingsplänen für andere Sportarten ca. 3-6 Monate nach der Entbindung, solange die individuelle Rückbildungssituation berücksichtigt wird und ein guter körperlicher und seelischer Allgemeinzustand gegeben ist.
Ein Rückbildungskurs unterstützt dich bei der Wiederherstellung von Körperfunktionen nach einer Geburt. Zielstellungen, wie beispielsweise Abnehmen, „in Form kommen“ und Hypertrophietraining sind hier Fehl am Platz. Der Rückbildungskurs dient jedoch als Grundlage, um 3-6 Monate nach der Geburt wieder in andere Sportarten einzusteigen oder andere sportliche Ziele verfolgen zu können.
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